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Donnerstag, 17. Oktober 2013

Kapitalmarktexperten Interview: Doris Beer und die Momentum-Strategie

FraSee & Investors ist ein Online Blog mit Fokus auf Dividenden und Wachstum. Regelmäßig werden dort aktuelle Dividendenwachstumsaktien und Renditelisten publiziert sowie Kapitalmarkt- und Anlageexperten interviewt.

Diesmal ist Doris Beer mein Interviewpartner. Sie ist studierte Wirtschaftsingenieurin und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Aktien. Auch in ihrer Diplomarbeit mit dem Titel „Umsatzorientierte Technische Aktienanalyse“ beschäftigte sie sich mit dem Finanzmarkt.

Auf der Investment Community Wikifolio hat Doris zudem ein paar Portfolios mit aktuell rund EUR 450,000 an verwalteten Vermögen, die sie aktiv betreut. Zusätzlich gibt sie regelmäßig Einblicke über ihre Arbeits- und Sichtweise auf Facebook.

Doris, wie definiert sich ihre Anlagestrategie und welchen Erfolg hatte die Investmentstrategie bisher gehabt?

Bei meiner Anlagestrategie handelt es sich um eine Momentum-Strategie, die sich in mehreren empirischen Untersuchungen als vorteilhaft erwiesen hat. Als Indikator zur Selektion der aussichtsreichen Kandidaten dient dabei die Relative Stärke nach Levy (RSL).

Der Strategie liegt die Beobachtung zugrunde, dass Aktien, die sich in der Vergangenheit  besser als der Durchschnitt entwickelt haben, diese Tendenz in der Regel auch in der Zukunft beibehalten und somit auch weiterhin überdurchschnittlichen Renditen erwarten lassen. Da die Strategie in aufwärtsgerichteten Trends besser funktioniert als in Seitwärtsphasen oder abwärtsgerichteten Trends, werden zudem trendtechnische Indikatoren wie gleitende Durchschnitte hinzugenommen, um nur in den attraktiven Phasen investiert zu sein.

Mein wikifolio "Relative Stärke", das zur Zeit unter den Top10 der wikifolio-Rangliste rangiert, erzielte in den letzten 16 Monaten eine Rendite von ca. 45% bei einem maximalen Draw-Down von ca. 8%, was einer Jahresrendite von ca. 34% entspricht. Bei diesem wikifolio verfolge ich einen halb- diskretionären Ansatz. So werden hier Aktien gesucht, die nach der Turtle-Strategie (also bei einem Ausbruch auf ein neues Hoch) in jüngster Zeit ein Kaufsignal erzeugt haben, und zudem in der RSL-Liste weit oben stehen. Eine weitere Selektion der Kaufkandidaten erfolgt durch charttechnische Analyse und zuletzt fundamentale Aspekte, wobei eine bestmögliche Diversifizierung angestrebt wird. Aktien mit höherer Volatilität werden dabei mit geringerer Gewichtung aufgenommen als weniger volatile, um das Risiko von allzu heftigen Wertschwankungen im Wikifolio möglichst einzudämmen.

Bei den Wikifolios „RS-Handelssystem“ und „Momentumstrategie Deutschland“ handelt es sich um strikt regelbasierte Handelssysteme bei denen es keine Entscheidungsfreiheiten gibt.

Wie sehen sie die aktuelle Lage am Kapitalmarkt und was sind aus ihrer Sicht die wesentlichen Treiber der näheren Zukunft?

Den Bullenmarkt bei Aktien, in dem wir uns seit 2 Jahren befinden, sehe ich in einem bereits weit fortgeschrittenen Stadium. Das dürfte auf dem aktuellen Niveau ein nicht unerhebliches Rückschlagspotential bergen.

Auf der anderen Seite befinden wir uns momentan in einer Niedrigzinsphase, deren Ende derzeit noch nicht abzusehen ist. Sollte es nicht zu einer unerwarteten Zahlungsunfähigkeit der USA kommen, dürfte sich die lockere Geldpolitik der USA  weiterhin kurstreibend auf die Aktienmärkte auswirken, sodass der Aufwärtstrend noch eine Weile bestehen bleiben könnte.
Am Anleihenmarkt halte ich das Potential von Kursgewinnen für weitgehend ausgeschöpft. Sollte es bei einem Zurückfahren der lockeren Geldpolitik zu steigenden Zinsen und fallenden Anleihekursen kommen, dürfte weiteres Kapital kurzzeitig den Aktienmarkt beflügeln.

Welche Sektoren bzw. Investments präferieren sie für die nächsten 6 Monate? Wie positionieren sie sich aktuell im Markt?

Die Chancen sehe ich derzeitig eindeutig auf der Aktienmarktseite und entsprechend bin ich in meinen Wikifolios positioniert.

Doris, vielen Dank für das Interview!

Montag, 15. Juli 2013

Wie die Finanzwelt vom technologischen Wandel erfasst wird | Ein Interview mit Marc P. Bernegger

Vor kurzem habe ich ein schriftliches Interview mit Herrn Marc P. Bernegger geführt dass ich mit euch hier teilen möchte. Marc ist Partner bei einem Schweizer Unternehmen das in innovative Start-ups aus dem Finanzbereich investiert. Es handelt sich dabei um die Next Generation Finance Invest (NextGFI). Das Unternehmen ist auch an der Berner Börse notiert und mit rund CHF 20 Millionen kapitalisiert.

FraSee: Die Next Generation Finance Invest investiert in Unternehmen die von Megatrends im Finanzsektor profitieren sollten. Welches sind aus ihrer Sicht die aktuell größten Trends die sich in der Finanzindustrie abzeichnen?

Marc: Im Finanzbereich haben viele Veränderungen und Innovationen, welche durch die digitale Revolution ausgelöst wurden, einiges länger gebraucht als in anderen Industrien. Wir stellen seit Kurzem aber auch hier eine große Dynamik fest und Bereiche wie Personal Finance Management, Peer to Peer-Lending, Crowdfunding oder Social Trading gewinnen stark an Bedeutung. Mit Next Generation Finance Invest fokussieren wir uns v.a. auf die Bereiche Trading und Investing und sehen sehr viele interessante Entwicklungen. Insbesondere die Themen Social Trading / Copy Trading / Mirror Trading finden wir sehr spannend, da damit eine Demokratisierung des Asset Managements stattfindet und für die breite Masse das Thema Handeln und Anlegen transparent zugänglich gemacht wird.

FraSee: Wir alle kennen die Chancen und Risiken die mit Start-ups verbunden sind. Wenn sie über Investitionen in innovative Unternehmen nachdenken, welches sind ihre wesentlichen Kriterien für ein Investment und wie grenzen sie die Risiken ein die mit einem Engagement entstehen?

Marc: Als Investor möchten wir jeweils möglichst früh dabei sein und unsere Portfolio-Unternehmen langfristig begleiten. Desweiteren möchten wir unsere Stakes über die Zeit jeweils ausbauen und so den Einfluss mit dem Wachstum der Unternehmen stetig ausbauen. Im Gegensatz zu andere VCs sind wir nicht Exit-getrieben und können uns erlauben, Unternehmen langfristig und ohne Zeitdruck zu halten. Neben der Idee, dem Business Case und dem konkreten Kundennutzen ist uns v.a. das Team zentral. Zudem ist es uns wichtig, innerhalb unseres Portfolios direkte Synergien herstellen zu können und Neuinvestments kommen für uns nur noch in Frage, wenn durch diese ein konkreter Mehrwert für unsere bestehenden Beteiligungen generiert werden kann. Somit wächst unser Portfolio immer mehr zusammen, was sowohl uns als Gruppe als auch die einzelnen Unternehmen in vielen Bereichen stärkt.

FraSee: Aktuell halten sie in ihrem Portfolio sechs Beteiligungen, vom Social Trading Provider Ayondo über die Forex-Handelsplattform OANDA hin zum Social Media Sentiment-Analyzer StockPulse. Welches ihrer Beteiligungen hat sich am besten entwickelt und wo sehen sie die Ziel-Renditen ihrer Investments über den Investitionszyklus?

Marc: Zur Zeit befinden sich diese Unternehmen in ganz verschiedenen Zyklen (OANDA kurz vor dem IPO und StockPulse wurde erst letztes Jahr gegründet), daher lassen sich die Erfolge nur begrenzt direkt miteinander vergleichen. Allerdings ist es schon sehr erfreulich zu sehen, wie sich nun die von uns antizipierten Entwicklungen materialisieren und wir insbesondere durch die immer stärker zur Geltung kommenden Portfolio-Synergien eine starke Dynamik wahrnehmen. Die letzten drei Jahre haben sich unsere beiden Hauptinvestments, die Handelsplattform Gekko Global Markets und der Social Trading-Anbieter ayondo, stark auf die Technologie fokussiert. In der nächsten Phase geht es nun v.a. darum, mehr Kunden zu gewinnen und die nun ausgefeilten Businessmodelle hochzufahren. Das bisher Erreichte wird auch durch die Entwicklung unseres Aktienkurses untermauert, der seit der der Gründung von Next Generation Finance Invest vor vier Jahren um rund 70% gestiegen ist.

FraSee: Wenn Sie 20 Jahre in die Zukunft schauen. Wie wird die Finanzwelt der Zukunft dann aussehen?

Marc: Ich glaube, dass wir in der Finanzbranche in den nächsten Jahren ähnliche Entwicklungen wie in anderen Industrien, allen voran vergleichbar mit denjenigen in der Verlagswelt, sehen werden: Das Internet wird etablierte Wertschöpfungsketten auf den Kopf stellen, es werden viele neue Player auf die Märkte kommen und die Industrie wird effizienter und transparenter aufgestellt sein. Aufgrund neuer Technologien, spannender Innovationen sowie schlanker Geschäftsmodelle werden neue Marktteilnehmer den etablierten Instituten in einigen Bereichen potentiell den Rang ablaufen und es bestehen für diese Anbieter bisher noch nie dagewesene Chancen. Unser Ziel ist es, mit Next Generation Finance Invest von diesem Megatrend zu profitieren und mit unseren Investments das große Potential dieser fundamentalen Veränderungen voll auszuschöpfen.

Marc, Vielen Dank für das Interview.

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