Ein spannendes Quartal liegt hinter uns. Die Dramatik in
Griechenland spitzt sich mit dem aktuellen Referendum zur weiteren Sparpolitik zu
und könnte Aufschluss darüber geben, ob das mit 11 Millionen Menschen bevölkerte
Land weiter mit dem Euro als Landeswährung in die Zukunft geht.
Die Märkte hatten im zweiten Quartal schwere Kost zu verdauen. Im
Amerika wird seit Jahren viel über Griechenland diskutiert, jedoch sind die
Auswirkungen eines Grexits für die Finanzmärkte und die Eurozone relativ überschaubar. Viel interessanter ist es in diesem Prozess zu sehen, ob Europa ein loser Staatenverbund ist oder doch
eine harte Solidargemeinschaft.
Zinswende steht kurz bevor
Zinswende steht kurz bevor
In Amerika gehen die meisten Investoren jetzt von einer Zinswende
im September aus. Jedoch ist auch hier der zukünftige Zins-Rhythmus wichtiger
als die Tatsache, dass die Zinsen erhöht werden.
Janet Yellen hatte oft genug erwähnt, dass Sie behutsam die Zinsen
erhöhen wird. Bei den gigantischen Summen, die über die letzten Jahre an
spekulativem Kreditkapital in die Märkte geflossen ist, könnte es sehr
gefährlich sein, abrupt die Zinsen zu erhöhen.
Wie sich die Märkte entwickelt haben
Aufgrund des zunehmenden Pessimismus aus Europa haben die wichtigsten Börsen seit
Jahresanfang in Amerika eine Null-Runde hingelegt. Der Dow Jones verlor sogar
etwas über ein Prozent.
Auch trieb die Griechenland Problematik Investoren weiter in
den Dollar. Dieser erhöhte sich gegenüber dem Euro um 8,76%.
Das Wikifolio „Nachhaltig Globales Dividendenwachstum“ ist seit
Jahresanfang um 6,73% gestiegen. Die Aktien im Portfolio „Werte durch Aktienrückkäufe“ stiegen im Durchschnitt um 5,82% in den ersten 6 Monaten des
Jahres 2015.
FraSee Wikifolios (Zum vergrößen auf die Grafik klicken) |
Aktienrückkäufe (Buybacks)
Im letzten Quartal verkündeten 91 Unternehmen ein
Aktienrückkaufprogramm. Apple steht mit seinen USD 140 Milliarden nach wie vor
an erster Stelle und ist damit der King of Buybacks.
Gefolgt wird Apple von General Electric, Comcast, Medtronic sowie den
Biotechnologie Konzernen Biogen und Celgene.
Gemessen an dem erwarteten KGV's, dominiert hier der
Finanzsektor: Versicherungen, Kredit-Service und Banken.
Hier sind die größten Unternehmen im Überblick:
Unternehmen
|
Rendite
|
KGV
|
KGV
Erw.
|
KBV
|
KUV
|
Rückkauf Volumen in Mrd. USD oder Mn. Aktien
|
Apple Inc.
|
1.66%
|
15.50
|
12.92
|
5.63
|
3.41
|
140
|
General Electric Company
|
3.46%
|
241.55
|
17.10
|
2.46
|
1.85
|
50
|
Comcast Corporation
|
1.66%
|
18.22
|
15.93
|
2.91
|
2.18
|
2.5
|
Medtronic
|
1.65%
|
27.65
|
15.27
|
1.98
|
5.18
|
80Mn
|
Biogen
|
-
|
29.17
|
20.79
|
8.14
|
9.38
|
5
|
Celgene
Corporation
|
-
|
39.50
|
18.71
|
13.66
|
11.44
|
4
|
American
International Group
|
0.81%
|
10.55
|
11.07
|
0.78
|
1.28
|
3.5
|
American
Express Company
|
1.49%
|
13.64
|
13.58
|
3.63
|
2.21
|
150Mn
|
Costco
Wholesale Corporation
|
1.18%
|
25.92
|
23.84
|
5.61
|
0.51
|
4
|
Simon
Property Group
|
3.47%
|
37.37
|
30.54
|
11.00
|
10.92
|
2
|
McKesson
Corporation
|
0.43%
|
29.82
|
15.46
|
6.52
|
0.29
|
0.6
|
Target
|
2.74%
|
20.82
|
16.13
|
3.69
|
0.71
|
10
|
General
Dynamics Corporation
|
1.95%
|
17.13
|
15.33
|
4.05
|
1.48
|
10Mn
|
Alexion
Pharmaceuticals
|
-
|
61.91
|
30.47
|
10.25
|
18.00
|
1
|
Prudential
Financial
|
2.65%
|
19.11
|
8.39
|
0.88
|
0.70
|
1
|
HCA Holdings
|
-
|
19.02
|
15.78
|
-
|
1.00
|
1
|
The Kroger
|
1.02%
|
19.34
|
16.95
|
6.34
|
0.32
|
0.5
|
CSX Corp.
|
2.21%
|
16.49
|
14.46
|
2.86
|
2.54
|
2
|
The Travelers
Companies
|
2.52%
|
9.38
|
10.16
|
1.25
|
1.14
|
5
|
Marsh &
McLennan Companies
|
2.19%
|
21.08
|
16.74
|
4.51
|
2.37
|
2
|
Quelle: FraSee-Investors.com; Stand: Juni 2015.
Die Werte des letzten Quartals findet ihr hier.
Dividendenwachstum
Ein Dividendenwachstum erklärten 332 Unternehmen im vorherigen Quartal. Die größten
Unternehmen waren dabei JP Morgan Chase, Pepsico, der Krankenversicherer United
Health, American Express (wurde auch im letzten Quartal neu im Wikifolio
Aktienrückkauf erworben), U.S. Bancorp sowie die Investment Bank Morgan Stanley.
Wie ihr sehen könnt, sind unter den größten Werten viele aus dem
Finanzsektor. Nach wie vor liegt deren Ausschüttungsquote unterhalb des
langfristigen Potentials. Regulierer hatten im Zuge der Finanzkrise strenge
Regulierungen eingeführt bezüglich einer großzügigen Ausschüttungspolitik.
Unter den größten Aktien mit einem günstigen, erwarteten KGV für das nächste
Jahr sind Banken und Technologiefirmen weit vorn. Die Liga wird noch um
Versicherungsunternehmen ergänzt.
Hier sind die größten Unternehmen im Überblick:
Unternehmen
|
Rendite
|
KGV
|
KGV
Erw.
|
KBV
|
KUV
|
Dividenden
Wachstum
|
Apple Inc.
|
1.66%
|
15.50
|
12.92
|
5.63
|
3.41
|
10.64
|
Exxon Mobil
Corporation
|
3.51%
|
12.49
|
15.54
|
2.05
|
0.97
|
5.80
|
Wells Fargo
& Company
|
2.67%
|
13.75
|
12.51
|
1.74
|
6.05
|
7.14
|
Johnson &
Johnson
|
3.08%
|
17.43
|
15.18
|
4.00
|
3.67
|
7.14
|
JPMorgan
Chase & Co.
|
2.60%
|
12.41
|
10.47
|
1.18
|
4.90
|
10.0
|
The Procter
& Gamble Company
|
3.39%
|
23.22
|
18.72
|
3.44
|
2.72
|
3.0
|
The Walt
Disney Company
|
1.01%
|
24.55
|
19.99
|
4.21
|
3.82
|
14.78
|
Citigroup
Inc.
|
0.36%
|
22.18
|
9.28
|
0.83
|
2.75
|
400.0
|
International
Business Machines
|
3.20%
|
10.33
|
9.94
|
13.24
|
1.78
|
18.18
|
Pepsico, Inc.
|
3.01%
|
21.76
|
19.05
|
8.73
|
2.08
|
7.25
|
UnitedHealth
Group Incorporated
|
1.64%
|
20.33
|
17.24
|
3.65
|
0.86
|
33.33
|
QUALCOMM
Incorporated
|
3.07%
|
14.84
|
12.22
|
2.72
|
3.71
|
14.29
|
The Goldman Sachs Group, Inc.
|
1.25%
|
10.99
|
10.56
|
1.25
|
2.20
|
8.33
|
Kinder
Morgan, Inc.
|
5.00%
|
43.62
|
39.41
|
2.35
|
5.28
|
6.67
|
American
Express Company
|
1.49%
|
13.64
|
13.58
|
3.63
|
2.21
|
11.54
|
U.S. Bancorp
|
2.35%
|
13.91
|
12.39
|
1.96
|
6.27
|
4.08
|
Morgan
Stanley
|
1.55%
|
19.11
|
11.54
|
1.12
|
1.97
|
50.0
|
MetLife, Inc.
|
2.68%
|
9.10
|
8.96
|
0.85
|
0.83
|
7.14
|
Lowe's
Companies Inc.
|
1.67%
|
23.92
|
16.96
|
6.71
|
1.10
|
21.74
|
Occidental
Petroleum Corporation
|
3.86%
|
-
|
27.18
|
1.75
|
3.40
|
4.17
|
Ein paar Worte zu Lage an den Anleihemärkten
Mittlerweile haben auch die Notenbanker zugegeben, dass ihre
expansive Politik für Vermögensblasen verantwortlich ist und nur den
Ultra-Reichen von Vorteil ist.
Gleichzeitig betonten sie aber auch, dass extreme
Schritte wie das QE notwendig sind um die Finanzstabilität zu gewähren und ein
abrutschen in die Deflation zu vermeiden.
Die Äußerungen kamen kurz nach dem Ausverkauf auf dem Anleihemarkt
mit der Konsequenz, dass die Anleihenrenditen innerhalb von wenigen Tagen um 20
Prozent stiegen. Bill Gross nannte die
damalige Situation eine Jahrhundertgelegenheit um Anleihen leer zu verkaufen.
Recht hatte er mit seiner Aussage, denn wer bei einer langfristig
positiven Inflationserwartung, negative Zinsen erhält (also Geld dafür bezahlt) um Schulden zu besitzen, muss irgendwie etwas falsch verstanden haben. Kurzfristig mag diese Idee
spekulativ aufgehen aber langfristig ist es einfach nur naiv.
Besonders brisant könnten sich solche drastischen Preisveränderungen
für Versicherer oder Fixed Income Investoren auswirken wenn sie über ein
schlechtes Risikomanagement verfügen. Das könnte wohl auch ein Grund sein für die optisch günstigen Bewertungsmultiplikatoren in der Branche.
Direkten Einfluss hat die Null-Zins-Politik bereits schon jetzt: Die Sozialkassen und Versicherungen verlieren mit jedem Tag Geld in dem das
Zinsniveau so manipuliert bleibt. Besonders hart trifft dies die Lebensversicherer.
Die einzige Lösung aus diesem Dilemma wäre vielleicht in
riskantere Bereiche zu investieren, soweit es regulatorisch überhaupt möglich
ist. Letztlich sprechen wir hier aber von einer Verzerrung der Märkte durch die Notenbanken.
Was im Blog geschah
Der Autor der Seite Aktien
Kaufen für Anfänger,
Alexander Wolf, meldete sich bei mir im April um mich in seinem anstehenden
Buch über die besten Aktienblogs im Internet zu interviewen.
In seiner Rubrik „Top-Börsenseiten“ findet ihr jetzt auch meine Seite. Ich bin gespannt auf
sein tolles Buchprojekt.
Aktienerwerbe des letzten
Quartals Q2/2015:
Werte durch Aktienrückkäufe
- Alliance Data Systems Aktie
- Ahold Aktie (Position geschlossen nach Merger mit Delhaize)
- Juniper Networks Aktie
- Fossil Aktie
- Comcast Aktie
Nachhaltig Globales
Dividenden Wachstum
- Fuchs Petrolub Aktie
- Comcast Aktie
- Woolworths Ltd. Aktie
- T. Rowe Price Group Aktie
- ACE Limited Aktie
Eine Welt voller
Vermögensblasen
Nicht nur in China oder am amerikanischen Aktienmarkt gibt es
aktuell Tendenzen einer Überhitzung des Marktes. Hier habe ich euch einmal grob
aufgeführt welche Übertreibungen ich sehe.
- US Dollar
- Defensive Blue Chips
- Europäische Bonds
- Bilanzen der Zentralbanken
- Londoner Immobilienpreise
- Biotech
- Chinesische Aktien
Nach wie vor spricht jeder über Vermögensblasen, jedoch handeln
alle getreu dem Motto “The Trend is your friend”. Besonders gut kann man am
chinesischen Markt erkennen, welche Stimmung vorherrscht.
Seit Jahresanfang konnte sich die Börse in Shenzhen mehr als
verdoppeln. Auch der zweite große Handelsplatz China‘s in Shanghai verbuchte
ähnliche Kursgewinne. Befeuert wird das ganze System noch durch die Öffnung des
Handelslinks zu Hong-Kong.
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass der gegenwärtige Boom auf die
Handelsaktivitäten von Bauern, Fabrikarbeitern und Analphabeten basiert,
bekommt man schon ein Recht gutes Gespür für das was dort passiert.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass der Finanzmarkt für viele
so etwas wie ein Computerspiel ist, in dem man schnelles Geld verdienen kann
und man Aktien kauft wie beim Shopping auf dem Wochenmarkt. Entscheidend ist
das Aussehen der Ware und die spontane Gemütslage.
Geschäftsberichte, fundamentale Daten, volkswirtschaftliche
Entwicklungen oder ein solides Grundverständnis für das was das Unternehmen produziert,
scheinen nur wenige zu interessieren.
Zum Glück ist das chinesische Modell kein Spiegelbild für die gesamte
Finanzbranche, auch wenn es manchmal schon Ähnlichkeiten gibt.
Schaukelbörsen und
Irrationales Handeln dominieren
Mit jedem erhöhten Spiellevel an der Börse steigt auch die
Volatilität, also die abrupten Kursveränderungen.
Aktien werden sofort mit 20 bis 30 Prozent von Investoren abgestraft,
die nervös werden und nicht wissen wie sie handeln sollen wenn etwas anders
läuft als geplant.
Aus Hilflosigkeit schließen sie ihre Position schnell um noch
einen kleinen Gewinn mitzunehmen oder ihre Verluste zu begrenzen. Auf den Zug springen dann noch diejenigen auf, die
gar nicht wissen was ihre Beteiligung überhaupt produziert. Sie sehen nur rote
oder grüne Vorzeichen bei ihrem Broker.
Coloplast, Adidas, Gerry Weber oder Michael Kors sind solche Unternehmen
die ausverkauft wurden weil sie Wachstumsprognosen nicht einhalten konnten.
Ich denke, wer sich im Vorfeld bei dem Geschäftsmodell zyklischer
Einzelhandel nicht klar gewesen ist, welchen Preis er dem dynamischen Wachstum
beimisst, der sollte lieber gar keine Aktien kaufen.
Der Lockruf des schnellen Geldes ist berauschend. Das merke ich
ständig wenn ich mir anschaue wie Menschen ihre Investments strukturieren.
Meiner Meinung nach sollte niemand aus spekulativen Gründen agieren,
sondern langfristig und auf Basis fundamentaler Daten.
Oder wie Jack Ma sagen würde: "Up and down is normal. We don’t care about that. We focus on building a great company over years and don’t think in quarters".
Ob er wirklich ein langfristiger Investor ist oder nur ein Sprücheklopfer der sich nicht mehr blicken lässt wenn es schlechter läuft, wird sich zeigen. Das Geschäftsmodell von Alibaba hat auch große Schwächen.
Ob er wirklich ein langfristiger Investor ist oder nur ein Sprücheklopfer der sich nicht mehr blicken lässt wenn es schlechter läuft, wird sich zeigen. Das Geschäftsmodell von Alibaba hat auch große Schwächen.
Wenn etwas anders läuft oder nicht so wie geplant, liegt meist in
der Natur des Wirtschaftens und zugleich in der Unsicherheit der Zukunft. Das ist aber ein generelles Problem, welches im Vorfeld der Investition
berücksichtigt werden sollte.
Die aktuelle Korrektur ist gut, weil die Menschen wieder auf den
Boden der Realität holen und die Märkte wieder ins Gleichgewicht bringen.
Blasenbildungen, Übertreibungen und Schwankungen sind in einer
freien Wirtschaft vollkommen normal. Solche Prozesse gehören zum Leben wie das
tägliche Brot auch wenn die meisten davon nicht viel mitbekommen. Es gibt sie schon seit tausenden von Jahren und sie wiederholen
sich ständig in einer anderen Art.
Wie seht ihr die aktuellen Entwicklungen an den Märkten?