Ich schaue schon seit längerem
dem Treiben am Kapitalmarkt nur noch passiv zu. Langsam bekomme ich das Gefühl dass die Märkte
überhitzt sind. Stimmen aus dem Bullenlager gibt es immer, die den Markt billig
reden in dem sie einfach höhere Wachstumsprognosen ausrufen.
Am häufigsten kommen sie von Analysten der Investmentbanken, denn sie
verdienen am Kauf und Verkauf der Aktien...und je mehr gehandelt und umgeschichtet wird desto
mehr profitieren sie auch. Aber das ist nicht wirklich eine große Sorge die mich
beschäftigt.
Viel
schlimmer ist dass es eine zweite Technologie-Blase zu geben scheint, aufgeheizt durch
Scheingewinne und billiges Geld.
Für Technologie Geschäftsmodelle, egal ob diese
bereits Gewinne abwerfen oder nicht (wie im Falle Tesla), werden schon seit längerem Mondscheinpreise gezahlt.
Nicht
zuletzt verdeutlicht dies der anstehende Alibaba IPO. Das chinesische Internet-
und E-Commerce Konglomerat könnte eine Marktbewertung von $200 Milliarden erzielen und $15 Milliarden an Cash einsammeln. Das
würde dem 35-fachen des Umsatzes ($5,66 Milliarden) entsprechen. Mutig!
Analysten
der Investmentbanken loben Alibaba in den höchsten Tönen um Investoren zu gewinnen aber
es lohnt sich immer ein zweiter, kritischer Blick.
Ich meide solche Momentum Aktien wie
der Teufel das Weihwasser. Mit Sicherheit verfügen viele Technologieaktien über "Deep Values" die sich nicht so leicht zerstören lassen aber die
Preise sind einfach zu hoch; ein Ausdruck dafür wie verzweifelt Investoren
sein müssen um fast jeden Preis für Wachstum zahlen.
Billiges
Geld feuert nicht nur die M&A Deals an, sondern beflügelt auch die
Aktienrückkäufe der Unternehmen. Mittlerweile kaufen viele
Unternehmen auf Kredit eigene Aktien zurück weil ihre Dividendenrenditen
höher sind als die langfristigen, künstlich manipulierten Zinsen. Auch mein Wikifolio "Werte durch Aktienrückkäufe" konnte hier ein wenig profitieren.
Dabei sitzen Konzerne wie Apple oder Pfizer auf hohen Milliarden Barreserven die sie nicht repatriieren möchten weil sie sonst hohe Steuern auf ihre Auslandsvermögen zahlen müssten. Investment-technisch ist das gefährlich, denn sie blähen ihre Bilanzen immer weiter auf und laufen Gefahr falsche, steuerlich motivierte Offshore Investments zu tätigen die ihr profitables Geschäftsmodell verwässern. Am Ende könnten sie auch von neuen Steuerregelungen überrascht werden.
Auch
Investoren spielen auf dieser Geldschwemme mit. Die Aktienkäufe auf Kredit (Margin Debt) an
der NYSE erreichen neue Höchststände, Werte die es nie zuvor gegeben hat. Gier treibt die Märkte und frisst leider auch viel Hirn. Es haben so viele Menschen über die letzten fünf Jahre viel Geld verdient und sie beleihen ihre bisherigen Profite um noch mehr Geld zu verdienen.
Aus meiner Sicht deutet vieles auf eine Korrektur hin, die aus ökonomischer Sicht mehr als sinnvoll
wäre. Diese muss aber nicht eintreten und ich würde es mir wünschen wenn sich die Märkte langsam und stetig nach oben entwickeln.
Grundvoraussetzung wäre allerdings auch ein solides, reales Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften und keine Störfeuer wie es aus der Ukraine kommt oder aus dem Schatten-Bankensystem in China. Die Vergangenheit hat gezeigt dass es keine Ökonomie ohne externe Schocks gibt.
Ich mag keine Märkte die von Spekulanten heiß gekauft werden, ich mag keine Märkte in denen Geld nahezu kostenlos ist und jeder sich fast alles leisten kann. Das ist eine Illusion des Sozialismus.
In solchen Märkten kann man keine langfristig sinnvolle Rendite erzielen. Viele kaufen heute Momentum Aktien und warten einfach nur darauf dass jemand anderes einen höheren Preis für ihr Investment zahlt. Letztlich bleibt es jedem frei zu entscheiden ob er dieses Spiel mitspielt oder nicht. Ich tue es nicht. Was macht ihr?